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Helmut Kretz geht in den Ruhestand

Ab in den Unruhestand – Helmut Kretz verlässt das Diakonische Werk

Eigentlich wollte er mal Pfarrer werden, verrät Diplom-Sozialarbeiter Helmut Kretz, der 36 Jahre für das Diakonische Werk tätig war und in Rente geht. Doch das Gefühl dieser Berufung sei ihm schon vor Studienbeginn verlorengegangen. Aber für den Wahl-Biedenkopfer stand fest: „Ich wollte einen Beruf erlernen, in dem ich mit Menschen zu tun habe“. Mit dem Studium der Sozialarbeit an der staatlichen Fachhochschule in Fulda habe sich der gebürtige Lixfelder im Einklang gefühlt: „Sozial-Arbeiter klang auch gut, da ich aus einer Arbeiterfamilie stamme.“

Den überwiegenden Teil seines Berufslebens war der verheiratete Vater von drei Töchtern parallel als Sozialarbeiter und in leitender Funktion tätig. Den Abschied von Kolleginnen und Kollegen hatte er sich im Rahmen des Betriebsausfluges gewünscht. Dabei erklommen die Mitarbeitenden des Diakonischen Werks Marburg-Biedenkopf den Christenberg. Bei einer Andacht in der Kirche würdigte Sven Kepper, Diakoniepfarrer und Geschäftsführer des Diakonischen Werks, die berufliche Leistung von Helmut Kretz und entpflichtete ihn von seinen dienstlichen Aufgaben. 

Privat bleiben dem frischgebackenen Ruheständler gesellschaftspolitische Themen und ehrenamtliches Engagement weiterhin wichtig. „Eines meiner ehrenamtlichen Aktionsfelder wird sicherlich auch weiterhin die Tafel Biedenkopf bleiben“, so Kretz. Er habe sich immer über freiwillig Engagierte gefreut, die Zeit und Herzblut in die verschiedenen Projekte des Diakonischen Werks einbringen. Menschen, die in ihrer Freizeit eine sinnerfüllende Aufgabe finden, leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag in der Gesellschaft, sondern erfahren auch eine eigene innere Zufriedenheit, davon ist Kretz überzeugt. „Solange ausreichend Energie da ist, sehe ich es daher auch jetzt nach meinem offiziellen Renteneintritt als inneres Bedürfnis, mich hier und da in gesellschaftliche Belange einzubringen, um dem Gesamtwohl zu nutzen.“

Geprägt wurde diese Haltung im christlichen Elternhaus und während Zivildienst und Studium. Ende der Siebziger Jahre sei die Fachhochschule im politisch „schwarzen“ Fulda ein „roter Fleck“ gewesen. „Das hat meine Sinne für gesellschafts- und friedenspolitische Themen und Fragestellungen geschärft“, sagt Kretz. 1981/82 absolvierte er sein Anerkennungsjahr im Diakonischen Werk Biedenkopf-Gladenbach, wesentlich im Bereich der Suchtkranken- und Angehörigenberatung. „Diese erste Prägung hat mich nicht mehr losgelassen und ich beende meine Lebensarbeitszeit im Wesentlichen auch als Suchtberater im Diakonischen Werk Marburg-Biedenkopf“, erklärt er. Seiner christlichen Grundeinstellung folgend sei die Diakonie, die Sozialarbeit der Evangelischen Kirche, sein einziger Arbeitgeber geblieben. Sein beruflicher Einstieg war 1982 in einer Fachklinik für suchtkranke Männer im Odenwald. Im Jahr 1987 kehrte er ins diakonische Werk zurück, zunächst für dreieinhalb Jahre in Limburg-Weilburg und ab 1991 war er im Diakonischen Werk Biedenkopf-Gladenbach tätig, welches sich Anfang 2016 mit dem Diakonischen Werk Oberhessen zum „Diakonischen Werk Marburg-Biedenkopf“ zusammengeschlossen hat. 

Wichtig war ihm in all den Jahren eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit anderen sozialen Einrichtungen, Pfarrern, Bürgermeistern, Banken, Behördenvertretern und Unternehmern, um gemeinsam gegen soziale Benachteiligungen vorzugehen. Handlungsleitend sei für ihn immer das Prinzip der Nächstenliebe gewesen: Hilfe anbieten, Not lindern, Erleichterung schaffen mit den persönlichen und institutionellen Möglichkeiten. Im Fokus seien dabei meist armuts- oder krankheitsbetroffene Menschen, unabhängig von Herkunft und Religion, und davon, ob sie selbstverschuldet oder strukturbedingt in Schwierigkeiten geraten sind. „Ich habe großen Respekt vor all den Menschen, die sich überwinden konnten, mir als Fremden ihre Notlagen und prekären Schicksalsschläge anzuvertrauen und auf Hilfe zu hoffen“, sagt der ausscheidende Sozialarbeiter. „Des Öfteren bin ich mit Demut und Dankbarkeit abends zu meiner Familie nach Hause in meine relativ stabilen eigenen Lebensverhältnisse gekommen, ohne wirklich zu erfassen, wieso es uns besser gehen darf.“

Was er sich wünscht, für künftige gesellschaftliche Herausforderungen? „Menschen, die sich positiv gestaltend in Vereinen, Projekten oder nachbarschaftlichen Bezügen einbringen und damit das Gesamtwohl stärken. Eine solide Finanzierung der sozialen Grundangebote durch Staat und Kirchen, sowie intensiveres Netzwerken von Einrichtungen, Kirchen, Behörden und Vereinen. Menschen unterschiedlichster Herkünfte und die Vielfalt kultureller Unterschiede als Bereicherung zu erfahren, die uns neugierig und offen bleiben lässt.“ 

Der Betriebsausflug als Abschied, das passt zu Helmut, sagen die Kollegen, die ihn als engagiert und bescheiden gleichermaßen zu schätzen wissen. Mit seinen Liedwünschen, wie „Gut, dass wir einander haben“ wusste er die Bedeutung eines guten Teamgefühls für die herausfordernde Arbeit hervorzuheben.