Mit Regina Kustosch und Brunhilde Müller haben sich zwei langjährige Mitarbeiterinnen des Diakonischen Werks Marburg-Biedenkopf in den Ruhestand verabschiedet, die maßgeblich für den Erfolg des Projekts „Laden“ in Marburg verantwortlich waren. Bei Lob und Dank des Geschäftsführers Sven Kepper an die beiden verdienten Kolleginnen machte Brunhilde Müller jedoch deutlich: „Ohne die ehrenamtlich Mitarbeitenden wäre das nicht machbar“. Ein ganzes Team ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen engagiert sich im Verkauf, beim Sortieren und beim Präsentieren der gespendeten Textilien.
Seit 25 Jahre gibt es den Laden, in dem jeder und jede gut erhaltene Kleidung einkaufen kann. Wer dem Diakonischen Werk seine finanzielle Bedürftigkeit nachweist, erhält einen Einkaufsausweis und damit die Artikel zum halben Preis. Seit diesem Sommer ist der Laden in der unteren Etage der Beratungsstelle des Diakonischen Werks in der Haspelstraße 5. Der Umzug und die Neugestaltung der Räumlichkeiten waren sozusagen der letzte Kraftakt, den die beiden „Frisch-Ruheständlerinnen“ bewältigt haben. Dabei war deutlich spürbar, wie wichtig den beiden ein guter Fortbestand „ihres Projekts“ am neuen Standort und mit den neuen Kolleginnen ist. Eine Nachfolge für die Koordination im Laden wird noch gesucht.
Foto: Blumen und Geschenke für die scheidenden Mitarbeiterinnen Regina Kustosch und Brunhilde Müller von den Kollegen Torben Burgmann und Petra Rudolph von der Mitarbeitervertretung.
Kepper erinnerte an die Anfänge des Ladens 1999 in der Gutenbergstraße. Regina Kustosch war von Beginn an als Koordinatorin eingestellt. Ihr ist es gelungen, ein stabiles Team Freiwillig Engagierter aufzubauen. Brunhilde Müller stieß im Jahr 2013 im „Back-Office“ in der Haspelstraße hinzu. Schnell habe sich gezeigt, dass die beiden nicht nur ein vertraglich geregeltes Arbeitsverhältnis hatten, sondern darüber hinaus eine Freundschaft entwickelten. „Das ehrt euch sehr und ist vielen zugutegekommen“, sagte der Geschäftsführer. Die gesellschaftliche Entwicklung zum Thema Second-Hand-Kleidung wurde ebenfalls angesprochen. „Zu Beginn war alles sehr schambehaftet“, erinnerte sich Kustosch. Während heute Second-Hand längst ein selbstbewusster Ausdruck von Lebensgefühl und Umweltbewusstsein ist, wollten in der Anfangszeit manche Kunden lieber nicht beim Betreten des Ladens gesehen werden.
Petra Rudolph von der Mitarbeitervertretung fragte die beiden Kolleginnen nach ihren Erinnerungen an den ersten Arbeitstag. Kustosch lachte: „Mein erster Arbeitstag hatte nicht viel mit dem zu tun, was ich später gemacht habe. Man hat mir gezeigt, wie ein Akkuschrauber funktioniert“. Sie habe damals die Ladeneinrichtung aufgebaut. Müller berichtete von starkem Schneefall an ihrem ersten Arbeitstag. Ihre Vorgängerin, die ihr alles erklären und sie in die Arbeit einführen solle, habe es an dem Tag nicht nach Marburg geschafft. „So bin ich unverrichteter Dinge wieder heimgefahren“, erinnerte sich Müller.
Eingeladen hatten die beiden zudem ihren ehemaligen Fachbereichsleiter Helmut Kretz, der inzwischen bereits ein Jahr im Ruhestand ist. „Ich habe euch als starkes Team erlebt“, erklärte Kretz und dankte für respektvolle und herzliche Begegnungen. Er freute sich, dass im Laden in Marburg nun ebenso wie im Diakonieladen in Gladenbach Verkauf, Annahme von Textilspenden, Sortierraum und Beratung an einer Adresse ist. Abschließend sagte er zu den ehemaligen Kolleginnen: „Ruhestand ist etwas Schönes, da kann man sich drauf freuen und ihn genießen“. Im Gegensatz zur hauptamtlichen Arbeit besteht im Ruhestand die Chance, sich ein Ehrenamt frei auszuwählen. Kustosch fiel die Wahl offenbar nicht schwer: Sie möchte sich weiterhin freiwillig für den Laden engagieren. Jetzt allerdings im „Back-Office“, also in der Sortierung.