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Krank auf der Straße

Medizinisch-pflegerische Basisversorgung als Nothilfe für Besucher der Wohnungsnotfallhilfe.
Niedrigschwelliges und kostenfreies Angebot einer medizinischen Erst- und Notversorgung.

Angebote:

  • Sprechstunden mit ehrenamtlich engagierten Ärztinnen – Jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat
  • regelmäßige Krankenpflegesprechstunden
  • Zahnärztliche Kooperation

Personenkreis:

  • Kranke, die auf der Straße leben, und über das Angebot des Tagesaufenthaltes erreicht werden.
  • Personen, die Berührungsängste mit Ärzten oder Pflegepersonal haben, und dadurch das Angebot des medizinischen Regelsystems nicht nutzen.
  • Personen, die anonym bleiben wollen.
  • Personen, die nicht krankenversichert sind.

Hintergrund:

In die Tagesaufenthaltsstätte kommen Menschen, die keine Unterkunft haben, sie leben ungeschützt draußen, in Zelten, Gartenhütten, auf Friedhöfen, kleinen Unterständen, in Kellern oder behelfsmäßig hergerichteten Plätzen.

Wer täglich seine Existenz sichern muss, achtet nicht auf Krankheiten. Die Lebensumstände auf der Straße machen krank. Diese Menschen haben kaum Zugang zu medizinischen Angeboten. Häufig kommen Abhängigkeitserkrankungen dazu, die in eine Abwärtsspirale führen. Wer arm ist, stirbt statistisch gesehen deutlich früher. Bei wohnungslosen Männern sind es 11 Jahre und bei Frauen 8 Jahre.

Erfahrungen:

Was bedeutet es eigentlich im Alltag, wohnungslos zu sein? Ohne geschützten Rückzugsraum, ohne wärmende Heizung und ohne fließendes Wasser. Bei allen verschiedenen Schicksalsschlägen haben diese Menschen eines gemeinsam: Solche Lebensumstände machen krank. Wer täglich seine Existenz sichern muss, achtet kaum auf seinen eigenen Körper und hat fast keinen Kontakt zu medizinischen Angeboten.

Ursula Schneider und Sieglinde Döring

Durch Fördermittel für das Projekt „Krank auf der Straße“ konnte das Angebot der Wohnungsnotfallhilfe mit einer Krankenschwester erweitert werden. Ursula Schneider, Mitarbeiterin der Diakoniestation Marburg, ist stundenweise im Einsatz. Sie sagt: „Als man an mich das Projekt  ‚Krank auf der Straße‘ herantrug fühlte ich mich gleich angesprochen und die Neugier wurde in mir geweckt. Berührungsängste wegen des Klientels hatte ich nicht, da jeder Hilfe und Unterstützung verdient, um sein Leben zu meistern. Ich komme montags und jeden zweiten Mittwoch hierher. Ich werde schon auf der Straße herzlichst von den Menschen hier begrüßt. Meine Aufgabe ist das Beraten in pflegerischen, medikamentösen und sozialen Bereichen. Messen des Blutdruckes und des Blutzuckers. Wunden verbinden. Bei Schmerzen soweit wie möglich mit Salben zu helfen oder auf einen Arzt zu verweisen.“

Die Besucher der Tagesaufenthaltsstätte wissen die medizinische Versorgung zu schätzen. Sieglinde Döring (im Bild rechts) sagt: „Das Wichtigste ist, dass ich meine Tabletten in der TAS habe und hier auffüllen, beziehungsweise wochenweise stellen kann. Ich komme regelmäßig seit 1998 in die TAS und kann daher hier immer zuverlässig meine Tabletten nehmen. Die Ärztinnen, die hier sind, sind sehr gut und gehen auf die Probleme ein, die ich habe. Sie erklären mir die Befunde meines Hausarztes, wenn ich sie nicht verstehe. Ich kann die Befunde hier kopieren und hinterlegen. Gut finde ich, dass hier auch mein Blutdruck und meine Zuckerwerte hin und wieder mal gemessen werden.“